Alles auf Anfang. Wir hatten die Schnauze voll von Baufirmen und dem sinnlosen Vergleichen von Angeboten, deren Inhalt sich – wenn man ehrlich ist – sowieso nicht vergleichen ließen. Also ein neuer Anlauf zum Projekt Hausbau, Diesmal frei geplant mit einem Architekten. Dieser sollte erstmal die Planung für die Baugenehmigung veranlassen. Ob sich daraus eine weitere Geschäftsbeziehung ergeben sollte, könnten wir ja dann im Anschluss klären. Im Zweifelsfall stünden uns mit der Baugenehmigung in der Hand alle Türen offen – zumindest dachten wir das damals.
Die Architektensuche gestaltetet sich schwierig und wir waren inzwischen auch allem und jedem gegenüber misstrauisch geworden. Viele Architeturbüros lehnten unsere Anfrage aufgrund von hoher Auslastung ab. Schließlich gerieten wir an ein Architekturbüro, das vielversprechend und vertrauenswürdig erschien. Der Architekt war diesmal ganz anders als beim letzten Mal: Tattoos, komplett in Schwarz gekleidet, machte er einen auf coole Socke. Seine Assistentin – ebenfalls komplett in Schwarz mit Minirock und Nylonstrumpfhosen – war ebenso cool, nur nicht so tättowiert. Die Planungsgespräche liefen anfangs zufriedenstellend. Im weiteren Verlauf musste ich jedoch feststellen, dass den Gesprächsteilen zwischen den Architekten und meinem Mann deutlich mehr Bedeutung beigemessen wurde als meine Hinweisen und Wünschen. Die G-Klasse und der Elektro-Smart, die vor dem Architekturstudio parkten, hätten damals schon meine sämtliche Alarmglocken unüberhörbar schrillen lassen müssen. Aber ich schien damals der Vogel-Strauss-Politik eine echte Chance gegeben zu haben.
Schließlich kam es zum ersten Zwischenfall. Der Brief erreichte uns aus heiterem Himmel einfach so: die erste Abschlagszahlung war fällig. Die Höhe des Honorars orientiert sich bei Architekten an den Kosten des Bauprojekts. Über die Kosten des Hausbaus hatten wir bislang jedoch nie gesprochen: Ausstattung, technische Elemente, KfW-Standard etc. Alle unsere Versuche, diese Punkte in unseren Gesprächen anzubringen und anzudiskutieren wurden bislang immer mit der Begründung abgetan: Das machen wir dann in der Werkplanung! Wir finden uns in den Räumen des Architekten zu einem klärenden Gespräch ein.
Das Gespräch nahm eine ungeahnte Wendung, als ich von einer Freundin erzählte, die gerade ebenfalls ein Haus baut und deren Kostenschätzung des Architekten nicht im entferntesten dem entspricht, was der coole-Socken-Architekt da berechnet hatte. Natürlich waren die Bauvorhaben nicht vergleichbar, aber in Anbetracht der Komplexität, Dimensionierung und dem Ausstattungsgrad des Hauses meiner Freundin schienen uns unsere Zweifel damals durchaus begründet.
Die Erklärung der coolen Socke brachte mich zum Kochen: Er hätte keine Zeit gehabt, die Kostenschätzung zu machen, weil er am Wochenende Geburtstag gefeiert hätte. Daher hätte er diese Aufgabe dem neuen Azubi überlassen. Ah ja? Zumindest prüfen hätte die coole Socke die Rechnerei ja mal können, anstatt kommentarlos eine Rechnung zu schicken, ohne die Kostenschätzung zur Verfügung zu stellen. Tja, günstiger wird´s jetzt eh nimmer – im Nachhinein korrigiert man sein Gehalt ja nicht mehr nach unten, oder?